Nach einer 11-jährigen Pause gibt es in Seekirchen wieder eine Zweigstelle des Salzburger Bildungswerks. Das Thema der ersten Veranstaltung „Vergesslichkeit: Normal oder krank?“ am 21. November 2023 im vollbesetzten Saal des Stadtamtes fand bereits großes Interesse. Der Leiter des Instituts für Klinische Psychologie der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Christian-Doppler-Klinik Salzburg Andreas Kurt Kaiser beantwortete in einem kurzweiligen Vortrag die Frage, wie viel Vergessen „normal“ sei und ab wann dieses behandelt werden sollte. Ein nachlassendes Namensgedächtnis oder die Abnahme der Merkfähigkeit würden zum Altern gehören, problematisch werde es aber, wenn Menschen den Alltag nicht mehr allein bewältigen können, weil sie sich einfache Dinge nicht mehr merken. Zudem seien Alzheimer und Demenz, die schleichend vor sich gehen und nicht geheilt werden können, zu unterscheiden von vorübergehenden Verwirrtheitszuständen oder Depressionen, die ebenfalls das Erinnerungsvermögen trüben, aber psychische Ursachen haben. Dass Alzheimer-Betroffene zwar Kindheitserinnerungen behalten, aber aktuelle Ereignisse nicht, sei gehirnphysiologisch zu erklären, so Kaiser: „Was zuletzt gelernt wurde, geht als erstes verloren.“
Soziale Kontakte als Lebenselexier
Breiten Raum nahm die Frage ein, was wir zur Vorbeugung gegen Demenz tun können. 60 Prozent der Risiken seien noch nicht erforscht. Aber es gibt vieles, was wir tun können, so Kaiser: Bewegung, sich die Neugier auf Neues erhalten, Hobbies pflegen, sich auch im Alter neuen Herausforderungen stellen, ganz wichtig seien auch soziale Kontakte. „Wir neigen dazu, im Alter unsere Aktivitäten zu reduzieren, das tut uns nicht gut“, so der Psychologe. Man könne auch im Alter noch dazulernen. Wichtig seien vielfältige Betätigungen, zum Beispiel in der Pension ehrenamtliche Aufgaben zu übernehmen, einen Tanzkurs zu machen oder ein Musikinstrument zu lernen. Kreuzworträtzel oder Sudokus zu lösen, könne zwar entspannen, der Demenzvorbeugung helfe dies aber nicht, da hier nur eine Inselleistung gefördert werde, antwortet Kaiser auf einer der zahlreichen Fragen aus dem Publikum. Ältere Menschen bräuchten Aufgaben und soziale Kontakte, daher könne es besser sein, in ein Seniorenzentrum oder in Tagesbetreuung zu gehen, anstatt zuhause zu vereinsamen, so Kaisers Antwort auf die Frage, ob älteren Menschen noch zumutbar sei, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen. Was hilft, auch im Alter fit zu bleiben, fasste der Psychologe mit fünf „L“-Wörtern zusammen: „Leben, Lieben, Laufen, Lernen, Lachen“.
Bestellung des neuen Bildungswerkleiters
Im Rahmen der Veranstaltung hat Vizebürgermeisterin Emma Mösl-Schäfer den neuen Bildungswerkleiter Hans Holzinger vorgestellt, der nach seiner 30-jährigen Tätigkeit in der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg eine neue Herausforderung in der Pension suchte. Christine Winkler, Regionalleiterin des Bildungswerks für den Flachgau, und Wolfgang Hitsch von der Zentrale des Salzburger Bildungswerks überreichten die Bestellungsurkunde. Das Ziel sei, ein breites Bildungsangebot für die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen anzubieten, so Vizebürgermeisterin Mösl-Schäfer und Holzinger. Geplant sind 4-5 Veranstaltungen im Jahr. Pläne für die nächsten Abende gibt es bereits: „Wie lerne ich mit meinem Kind“ steht im Februar 2024 am Programm, im April 2024 wird es einen Abend zum Thema „Fotovoltaik und Haussanierung“ geben, für Juni 2024 ist ein Vortrag mit Buchpräsentation zum Thema „Nachhaltig anders reisen“ geplant. Eingebunden werden sollen örtliche Vereine und unterschiedliche Veranstaltungsorte wie die Öffentliche Bibliothek oder das Kulturzentrum Emailwerk. Der neue Bildungswerkleiter abschließend: „Bildung belebt den Geist und die Sinne und er fördert die Gemeinschaft – ganz im Sinne des heute Gehörten“.
Rückfragen: Mag. Hans Holzinger, hans.holzinger@sbw.salzburg.at, 0699.11370178
Fotos: Mag. Wolfgang Hitsch, Salzburger Bildungswerk, Betreuer für den Flachgau
Hans Holzinger 