Ab und zu werde ich hier nun Bücher kurz vorstellen, die mir wichtig sind und von denen ich mir wünsche, dass sie eine starke Verbreitung finden. Beginnen möchte ich mit einem Lehr- und Lernbuch im besten Sinne, mit Hansjörg Seckauers „Politische Ideengeschichte“, erschienen 2024 im transcript-Verlag.

Seckauer ist Senior Lecturer am Institut für Politikwissenschaft und Sozialpolitik der Johannes Kepler Universität Linz. Er lehrt in den Bereichen wissenschaftliches Arbeiten, Sozial- und Europapolitik und eben Politische Ideen. Einer Einführung in die Begriffsfelder Politik und Politische Ideen folgen in neun Abschnitten unterschiedliche Ideenströmungen, die Seckauer nicht nur historisch aufbereitet, sondern immer auch mit aktuellen Bezügen versieht.

Beginnend beim politschen und ökonomischen Liberalismus folgen danach Abschnitte zum alten und neuen Konservativismus sowie zum Sozialismus und zur Sozialdemokratie. Erhellend und heute leider wieder aktuell sind die Kapitel über die Anfänge des Nationalismus im 19. Jahrundert, der nicht nur, aber auch zum Wegbereiter des Faschismus und Nationalsozialismus wurde. Der aktuelle Bezug hier wird durch den neuen Rechtspopulismus hergestellt, der die Demokratien unterhöhlt.

Einen großen ideengeschichtlichen Sprung macht Seckauer im Abschnitt zur antiautoritären Linken, der weitere Kapitel zu Postmaterialismus und Neuen Sozialen Bewegungen, zu transnationalen Konzepten sowie schließlich – als Gegenbewegung zum (Neo)-Liberalismus – zum Republikanismus und Kommunitarismus folgen.

Seckauer gelingt es, die Ideen einzelner Denker – mit Hannah Arendt ist nur eine Frau vertreten – zu verbidnen mit den ökonomischen und sozialen Kontexten bwz. Umbrüchen, die neue geistige Strömungen hervorgebracht und zugleich politische Veränderungen mit angestoßen haben. Das Buch ist in verständlicher Sprache verfasst, weiterführende Web-Tipps ermöglichen neben der umfangreichen zitierten Literatur eine vertiefende Auseinandersetzung. Ein Buch, dass nicht nur an Universitäten, sondern auch im Geschichts- und Philosophieunterricht in den Schulen sowie in der Politischen Bildung gut verwendet werden kann.

Die Erosion der Demokratie, der Verlust an Diskursfähigkeit, gepaart mit der Zunahme geopolitischer Spannungen sowie den multiplen Krisen erfordern mehr Politische Bildung und mehr Geschichtsbewusstsein. Konzepte wie eine „Erdverbundenheit“ (Bruno Lautour), ein „Heimatland Erde“ (Morin) oder eine „Erdpolitik“ (E. U. v. Weisäcker) verweisen auf die otwnedigkeit einer neuen Aufklärung, die die ökosystememischen Krisen in den Blick nimmt. Bereichernd wären hier für weitere Lehrbücher auch Ideen aus dem Globalen Süden, etwa des Buen Vivir oder des Ubuntu.

Hansjörg Seckauer: Politische Ideengeschichte. Bilefeld, transcript, 2024. 324 Seiten.