„Wen macht die Banane krumm?“, „Hunger ist kein Schicksal“ – mit Slogans wie diesen wurde in den 1970er-Jahren auf die ausbeuterischen Praktiken von Konzernen sowie das unfaire Weltwirtschafts- und Handelssystem auch in Österreich aufmerksam gemacht. Über die klassische Entwicklungshilfe hinausgehend entstanden Solidaritätsbewegungen und Informationskampagnen, etwa der Österreichische Informationsdienst für Entwicklungspolitik, heute Südwind Agentur.

Eine holländische Initiative ging einen Schritt weiter und gründete ein Unternehmen, das den Produzent:innen von Produkten wie Kaffee, Kakao oder Handwerksgegenständen faire Preise zahlte. Damit war das Konzept des Fairen Handels geschaffen. Nach Deutschland und der Schweiz wurde der Ansatz auch nach Österreich gebracht. Maßgeblichen Anteil daran hatte Anton Wintersteller, damaliger Sekretär der Katholischen Jungschar Österreichs, der das Projekt in Holland besucht hat und dann gemeinsam mit anderen Partnern die „EZA Dritte Welt“ als Importunternehmen für fair gehandelte Produkte 1975, also vor 50 Jahren, in Österreich gründete.

Wie alles begann, etwa mit dem ersten provisorischen Lager im Kloster Maria Sorg bei Salzburg, den ersten Weltläden und den Verkaufsaktionen in Pfarreien, schilderte Wintersteller in einem informativen Abend des Salzburger Bildungswerks Seekirchen gemeinsam mit dem Katholischen Bildungswerk und der FAIRTRADE-Gruppe Seekirchen. Neben der Aufbruchstimmung für Frieden und globale Zusammenarbeit in ganz Europa sowie der Begeisterung für die Idee in den Dritte Welt-Gruppen habe es in Österreich auch Widerstände und Skepsis gegeben, etwa seitens der Kaffeerösterbranche, so Wintersteller. Er war erster Geschäftsführer der „EZA Dritte Welt“ und ist bis heute im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit engagiert, etwa mit seinem Verein „Gambia Sponsoring“.

Die Anfänge des Fairen Handels in Österreich mit ersten Weltläden und der Ökokampagne „Jute statt Plastik“. Fotocollage: EZA Fairer Handel

Dass der Faire Handel zu einer Erfolgsgeschichte wurde und das Importunternehmen für fair gehandelte Produkte immer stärker expandierte, berichtete in der Folge Birgit Calix-Pflüger. Sie ist in der „EZA Fairer Handel“ – so der heutige Name des Unternehmens mit Sitz im ökologisch vorbildhaften Betriebsgebäude in Köstendorf bei Salzburg – für die Betreuung der Partnerorganisationen in den Ländern des Globalen Südens sowie die Evaluierung und das Monitoring von (potenziellen) EZA-Partnerorganisationen zuständig.

Das Unternehmen wurde stark vergrößert, aber die Ziele seien dieselben geblieben, so Calix-Pflüger: Armut bekämpfen & Einkommen und Lebensperspektiven schaffen, Konsummuster hinterfragen & eine Alternative bieten, Handelsgerechtigkeit einfordern. Die Weltläden seien immer noch das Rückgrat der Bewegung, ein großer Umsatzschub sei jedoch mit der Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels ab 1999 erfolgt, was in weiterer Folge zum Neubau des Betriebsgebäudes geführt habe. Laut einer Marketingumfrage kennen heute 95 Prozent der Österreich:innen das Gütesiegel „Fairtrade“, so Calix-Pflüger.

Die Stationen der EZA Fairer Handel von 1975 bis heute, darunter der erste bio-fair gehandelte Kaffee „Organico“ 1988 sowie der Einstieg in den Lebensmitteleinzelhandel im Jahr 1999. Grafik: EZA Fairer Handel

Als aktuelle Herausforderung nannte Calix-Pflüger die volatilen und zuletzt stark gestiegenen Weltmarktpreise für Kaffee, die die Planungen erschweren, weil die Lieferungen immer im vorhin bestellt werden müssen und es hier zu großen Schwankungen im Finanzierungsbedarf kommen könne. Und die EZA-Mitarbeiterin wies auf ein Vorurteil hin: „Es ist noch immer die Vorstellung verbreitet, dass die EZA Fairer Handel subventioniert wird, was nicht stimmt. Als am Markt agierendes Handelsunternehmen beweisen wir seit 50 Jahren, dass fairer Handel möglich ist“, so das Fazit von Calix-Pflüger.

Die Referierenden Birgit Calix-Pflüger und Anton Wintersteller (2. und 3. v. l.) mit Bildungswerkleiter Hans Holzinger (l.), Susanne Nobis (FAIRTRADE-Gruppe Seekirchen), Christine Pongruber und Christine Riedl (Katholisches Bildungswerk) Foto: SBW

Birgit Calix-Pflüger und Anton Wintersteller (2. und 3. v. l.) mit Bildungswerkleiter Hans Holzinger im Gespräch. Foto: Barbara Holzer