(leicht gekürzt erschienen in den Salzburger Nachrichten)

Es ist verdienstvoll, dass Thomas Hödlmoser das Verhältnis des Pazifismus zum Krieg gegen die Ukraine thematisiert hat (SN 29.9.2025). Der Beitrag verweist auf die Problematik des erneut verschärften weltweiten Wettrüstens – siehe auch die neuen SIPRI-Zahlen – und mit dem Sicherheitsexperten Walter Feichtinger auf die Notwendigkeit, parallel zu Waffenlieferungen an die Ukraine Friedensgespräche zu starten, was die EU-Spitzen versäumt haben. Dazu müsste man wohl mit Christian Wehrschütz festhalten: „Es ist eigentlich wirklich eine Schande für eine Organisation, die den Friedensnobelpreis bekommen hat, dass sie nicht in der Lage war, irgendeinen Friedensplan auszuarbeiten“.

Etwas einseitig wird im Beitrag der Pazifismus dargestellt, denn hier gibt es unterschiedliche Strömungen. Reflexiver Pazifismus sieht den Einsatz von Gewalt geboten, wenn damit noch größeres Leid verhindert werden kann. Er plädiert jedoch für die Ausschöpfung aller Mittel ohne Gewalt und reflektiert mit Bezug auf die Konfliktforschung die Folgen des Gewalteinsatzes. Es ist keine Frage, wer im Krieg gegen die Ukraine im Unrecht steht und wer im Recht. Es ist auch klar, wer den Krieg sofort beenden könnte – Putin, der ihn seiner Armee befohlen hat. Doch Verantwortungsethik, der es um die Minimierung von Leid und Zerstörung geht, schlägt Gesinnungsethik, die nur nach Gut und Böse fragt.

Die Ukraine braucht die besten Abwehrwaffen, doch Offensivwaffen können kontraproduktiv sein. Denn militärisch wird Putin nicht aus den besetzten Gebieten zu vertreiben sein – dies bescheinigen viele Militärexperten. Jeder Angriff auf russisches Territorium wird mit x-facher Brutalität erwidert. Dafür gibt es mittlerweile leider viele Beispiele. Stärker wirkt wohl die Schwächung der russischen Wirtschaft, die nach dem Einbruch der Preise für Erdöl, der Wertsteigerung des Rubel und dem zumindest teilweisen Umschwenken Chinas auf Erdöl aus Saudi Arabien in stärkeren Turbulenzen ist – aus Klimaschutzgründen müssen wir ganz von Öl und Kohle weg, aber das ist eine andere Geschichte.

Und es geht, wie etwa der in Salzburg lebende international renommierte Konfliktforscher Friedrich Glasl betont, um das permanente Suchen nach Gelegenheitsfenstern für Verhandlungen, so schwierig dies sein mag. Aussprüche wie „Wir sind mit Russland im Krieg“ des deutschen Außenministers Johan Wadephul oder „Präventivschlag gegen Russland denkbar“ eines hohen NATO-Generals sind der Suche nach diplomatischen Wegen alles andere als hilfreich. Sie erzeugen lediglich eine auch innenpolitisch problematische Kriegsstimmung, um jeden nur erdenklichen Aufrüstungsschritt zu legitimieren.

Mag. Hans Holzinger, 5201 Seekirchen